Page 4 - Gemeinde aktiv
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ändern und zu gestalten. Da ist z.B. die Freude an guter Kirchenmusik oder ganz einfach der Wunsch, christliche Gemeinschaft zu erleben. Diese Reihe ließe sich noch beliebig fortsetzen. Jedenfalls ist es gut, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Motivationen ihre Gaben in den Kirchenvorstand einbringen.
Als ich vor 36 Jahren gefragt wurde, ob ich mir vorstel- len könnte, mich für das Amt eines Kirchenvorstehers zu bewerben, war es für mich ganz klar diesen Schritt zu wagen. In einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, der sonntägliche Gottesdienst war eine Selbstverständ- lichkeit, wollte ich mich in den Kirchenvorstand einbrin- gen. Damals hatte der Begriff „Ältestenrat“ noch seine Bedeutung, überwiegend waren örtliche Honorationen im Kirchenvorstand vertreten. Es war auch nicht ganz einfach, aus einem Außenort in dieses Gremium gewählt zu werden, neben Fritz Leidenberger aus Sachsen war ich der Einzige.
Ein Hintergedanke war aber auch, mit dazu beizutra- gen, das eine oder andere „verstaubte“ zu ändern. Was wir heute als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen
wie ehrenamtlichen Lektorendienst, monatliche Abend- mahlsgottesdienste oder andere Gottesdienstformen, galt es auszuprobieren. Neu eingeführt wurde auch der Kindergottesdienst während des Hauptgottesdienstes, so dass auch die Kinder aus den Außenorten teilneh- men konnten. Ich persönlich bin nie in den Genuss des Kindergottesdienstes gekommen, weil nach dem Haupt- gottesdienst die Familie nach Hause wollte. Gerade aus den Ortschaften rings um Leutershausen war fast jedes Haus im Gottesdienst vertreten und nachher traf man sich am Röhrenbrunnen zum Gedankenaustausch. Selbst an den autofreien Sonntagen wegen der Ölkrise waren unsere treuen Kirchgänger trotz Kälte im Gottesdienst anwesend.
Die Abendmahlsfeiern fanden nur an besonderen Tagen wie Karfreitag und Buß- und Bettag statt. Die Aussage „2 mal im Jahr reicht mir“ soll es ja auch heute noch geben. Aber die Tatsache, auch an vielen anderen Gottesdiens- ten die Zusage der Vergebung und des Beistandes zu bekommen - ich möchte sie nicht missen. In Erinnerung
bleiben auch die vielen Diskussionen im Kirchenvorstand, ob wir als Ehrenamtliche bei der Abendmahlsausgabe behilflich sein dürfen. Manches Traditionelle und Liebge- wonnene galt es ganz einfach der Zeit anzupassen.
Sehr dankbar und oft auch als eine Selbstverständ- lichkeit nehmen wir zu Kenntnis, dass der CVJM heute sehr viel mit seinen Jugendgruppen in der Jugendarbeit leistet. Als einer von denen, die in der ehrenamtlichen Jugendarbeit über Jahre hinweg tätig waren, weiß ich, wie schnelllebig die Zeit ist. Kaum hat man sich an ver- traute Personen gewöhnt, steht ein Wechsel ins Haus. In
den über 3 Jahrzehnten meiner Kirchenvorstandszeit war das Verhältnis CVJM und Kirche nicht immer so einfach wie heute. Im Nachhinein wäre festzuhalten, es wäre sinnvoller gewesen, die Zeit, in der Kirchenvorstand und CVJM damals aneinander vorbei gearbeitet haben, für einander einzusetzen.
Die Bereitschaft sich zu engagieren hilft und unterstützt Menschen in akuten Krisen, Menschen mit Behinderung, Kranken und Sterbenden. Für uns heute unvorstellbar, als ich in den Kirchenvorstand gewählt wurde, gab es noch keine Diakonievereine. Unsere Schwester Emma war
Tag für Tag mit dem Fahrrad oder zuletzt mit dem Auto unterwegs, um zu helfen und Trost zu spenden. Die neu ins Leben gerufenen Diakonievereine, die heute ja mit auch Träger des „Wohnpark am Weiher“ sind, galt es mit Leben zu erfüllen. Die Diakoniestation und die Dorfhel- ferinnenstation, unmittelbar neben der Kirche, gehören der Vergangenheit an. Die enge Verzahnung zwischen Kirche und politischer Gemeinde war für die betroffenen Menschen immer ein Vorteil.
Auch im Kindergartenbereich war diese Zusammenarbeit geprägt von einem guten Miteinander. Der damalige Kindergarten-Neubau am Gasberg, inzwischen mehrmals
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Leutershausen