Es ist das Jahr 1525. An vielen Orten tun sich Bauern zu- sammen und entfachen gemeinsam einen Krieg – warum? So ganz plötzlich kam es nicht dazu. Örtliche Unruhen der ärmeren und oft rechtlosen Bevölkerung waren in halb Europa schon lange und immer wieder aufgeflackert. Auch Martin Luther verurteilte die rücksichtlose Aus- beutung der kleinen Leute. Berühmt wurde er besonders wegen seiner Kritik am „Ablasshandel“ und sein Eintreten für die christliche Freiheit.
Gerade das Wort von der Freiheit schlug bei den Bauern ein. Die Geschichtsschreiber führen uns nun zunehmend „empörte“ und „aufrührerische“ Bauern vor Augen, die dem stark und stärker werdenden Ruf nach einer „Bauernbefreiung“ ener- gischen Ausdruck verleihen. Ihr gegen vielerlei Missstände gerichteter „Aufstand“ vollzieht sich in kleineren oder größeren „Horden“, „Haufen“ oder gar „Massen“, die nun losmarschieren, um sich dann leider auch in allerlei „Greueltaten“ gegen ihre „Grundherren“ und alle „Herrschaft“ aufzulehnen. Sie lassen sich zunehmend hemmungsloser zu „blutigen Grausamkeiten und Mordbrennereien hinreißen“. Sie scheuen sich nicht, Klös- ter, Kapellen, Ortschaften, Burgen und Schlösser in „blinder“ und „wütender Zerstörung“ anzugreifen, zu „plündern“ und zu „verbrennen“.
Wer alles machte dabei mit? Im heutigen Dekanat Leuters- hausen waren an jenen gewaltvollen Unruhen Bauern aus vermutlich mindestens sieben Ortschaften aktiv beteiligt, darunter Gastenfelden, Colmberg, Leutershausen, Neunkirchen, Ober- und Mitteldachstetten und die Brunst (Weißenkirchberg): Die Gastenfelder [...]
Pfarrer Dr. Rainer Schulz, Leutershausen