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VON WOLFGANG GREBENHOF
»LEUTERSHAUSEN – Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen können, kommt die Kirche eben zu den Menschen. Leutershausens Dekan Rainer Horn hat gute Erfahrungen gemacht mit dem neuen Angebot der Videoandachten.
»Es gab viele Anrufe und viele gemeinsamen Gebet zum täglichen positive Reaktionen«, sagte Horn, dessen beiden Ansprachen im Netz schon zig-hundertfach aufgerufen wurden. »Vielleicht können wir mit kürzeren Botschaften mehr Leute erreichen«, zeigt er sich zuversichtlich. Und vielleicht auch Zielgruppen, die sich zwar nicht so leicht zu einem Kirchgang bewegen lassen, die aber durchaus ein offenes Ohr für das Wort Gottes haben.
Womöglich, so hofft Horn, hätten die Videoandachten sogar einen generationsverbindenden Effekt, wenn sich das ältere »Stammpublikum« der Kirche von jüngeren Familienmitgliedern die Technik erläutern lässt. »Die Kinder haben’s mir vorgespielt«: Diesen Satz hörte Horn schon öfter. Der Dekan räumt ein, mit dem Corona-bedingten Service einen »Lernprozess« zu durchlaufen.
Abgesehen von Beerdigungen im kleinen Kreis gibt es derzeit keine Gottesdienste. Doch die Kirche St. Peter in Leutershausen ist tagsüber offen; zur stillen Andacht können Gläubige Kerzen anzünden, an markierten Plätzen liegt eine aufgeschlagene Bibel, und auch gottesdienstliche Andachten sind in der Kirche parat. Es gibt Angebote zum gemeinsamen Gebet zum täglichen Läuten der Glocken, und auch am Sonntag lädt der Glockenschlag ein – nicht zum Gottesdienst, sondern zum Gebet. Vorformulierte Texte bietet die Kirche auf ihrer Internetseite an unter
www.dekanat-leutershausen.de/gebet/
Zudem werden Horn zufolge Fürbitten und Seelsorge offeriert. Der Bedarf, so erwartet er, werde wachsen, wenn die Fallzahlen steigen und damit die Bedrohung greifbarer werde, weil Familienmitglieder, Freunde, oder Bekannte direkt betroffen sind.
Die wöchentlichen Andachten - auch von Horns Kollegen - sind im Netz abrufbar unter
www.dekanat-leutershausen.de/andacht
oder per Telefon unter der Nummer 09823 34 798-31.
Demnächst, so kündigt der Dekan an, werden unter dieser Rufnummer auch Nachrichten aus dem Gemeindeleben verfügbar sein.
Zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden sollen die Konfirmationen sowie Hochzeiten und Taufen.
Primär als Koordinator versteht sich die evangelische Kirche in Leutershausen, wenn es um Hilfe geht für Menschen, die aufgrund der Krise beispielsweise in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. »Viele Hilfsbedürftige haben zum Glück Familie oder Nachbarn, an die sie sich wenden. Wer darauf nicht zurückgreifen kann, dem helfen wir gern mit Einkäufen oder Gesprächen am Telefon«, so Horn. Im Wesentlichen werde das Angebot derzeit von Bewohnern im betreuten Wohnen angefragt. Wenn der Bedarf an Hilfe wachse, stünden aber weitere freiwillige Helfer zur Verfügung - auch aus anderen Organisationen, für die man gerne vermittle. »Es geht nicht um Kirche – es geht um Hilfe«, betont der Dekan.
Weil das von der Diakonie betriebene Seniorenheim »Wohnpark am Weiher« dringend Mundschutzmasken braucht, wurden Näherinnen gesucht. Das habe sich schnell in Leutershausen herumgesprochen, so dass viele spontan angefangen hätten, solche Masken herzustellen, freut sich Horn.
Geschlossen ist derzeit die Tafel. Bedürftige habe man in dringenden Fällen mit einem Gutschein unterstützt.
Generell versuche man aktuell, als Kirche mehr Präsenz zu zeigen, so der Dekan: Auf verschiedenen digitalen Kanälen und Plattformen, aber auch mit Handzetteln zur Information. In den Gremien setze man auf Videokonferenzen. Und auch die Kinder- und Jugendarbeit halte man aufrecht: Der Teeniekreis tausche sich über Online-Dienste und Videotelefonie aus, in der Mädchenjungschar würden Bastelanleitungen und Andachten per WhatsApp und Film verteilt, und der Jugendhauskreis komme via Skype zusammen.«
BILD: Predigt vor der Kamera: Dekan Rainer Horn spricht derzeit in St. Peter vor leeren Bänken.
Seine Video-Andachten kommen aber gut an. F.: W. Grebenhof