Ein Grab zu pflegen macht den Angehörigen meist viel Arbeit. Zwei Mal im Jahr werden neue Pflänzchen gekauft, liebevoll eingepflanzt und dann regelmäßig gegossen. Die ein oder andere Pflanze benötigt einen Winterschutz, weshalb die Gräber dann im Herbst mit Wedeln abgedeckt werden müssen. In den offenen Stellen des Grabes geht Unkraut auf und das Laub von den großen Bäumen am Friedhof landet regelmäßig auf dem Grab und muss entfernt werden.
Wer bereits ein oder mehrere Gräber zu pflegen hat, der weiß wovon ich hier spreche und wie aufwändig diese Aufgabe sein kann. Und trotzdem kümmert sich jeder mit viel Liebe und Herzblut um seine Gräber, da es ja die Körper unserer Lieben sind, die darin ihre Ruhe finden. Ein Grab ist ein Ort der Trauer, der Erinnerung, der Hoffnung. Und genau das wollen wir durch eine schöne und ansprechende Bepflanzung umrahmen.
Trotzdem gibt es Möglichkeiten ein Grab zu bepflanzen, die sowohl weniger arbeits-intensiv als auch kostengünstiger und umweltschonender ist. Die Verwendung von mehrjährigen Pflanzen spielt dabei eine große Rolle. Sogenannte Stauden werden einmal gepflanzt und überdauern die Winter und blühen im neuen Jahr zuverlässig wieder. Somit müssen nicht jedes Jahr aufs Neue die Kosten für Pflanzen getragen werden, die nur einmal blühen und den Winter nicht überleben. Zudem benötigen die Stauden meist keinen Winterschutz. Da Stauden viele Jahre Zeit haben, um ihre Wurzeln immer tiefer auszubilden, benötigen diese weniger Bewässerung. Dies ist zum einen viel umweltschonender, zu anderen bedeutet das eine Zeitersparnis für die Grabpfleger und Grabpflegerinnen.
Mithilfe einer abgestimmten Planung, die die Standortansprüche und Blütezeiten der Stauden verbindet, sind wunderschöne Grabbepflanzungen möglich. Sie sind dauerhaft, winterhart, benötigen weniger Wasser und sparen Zeit und Kosten. Durch die verschiedenen Aspekte wie Blattformen, Blattfarben, Blütenfarbe, Fruchtschmuck und Winterstruktur lassen sich Pflanzungen zusammenstellen, die einen ganzjährigen Blickfang darstellen. In den folgenden Seiten möchte ich Sie mitnehmen in die Welt der Stauden und Ihnen Pflanzvorschläge für die Gräber Ihrer Lieben machen.
„Wenn wir leben, leben wir für den Herrn,
und auch wenn wir sterben gehören wir dem Herrn.
Im Leben wie im Sterben gehören wir dem Herrn.“
Römer 14, 8 Neue Genfer Übersetzung
Häufig sind Friedhöfe umrahmt von großen, alten Bäumen. Diese strahlen Ruhe und Schutz aus und geben dem Raum eine Struktur und eine sichtbare Verbindung nach oben, Richtung Himmel. Durch ihre großen Kronen nehmen sie häufig das direkte Sonnenlicht weg, sodass es Gräber gibt, die fast ganzjährig im Schatten liegen und die Pflanzen darauf fast nie direkte Sonneneinstrahlung erhalten. Für diese Gräber sollten Stauden aus dem Lebensbereich Gehölz und Gehölzrand verwendet werden. Diese Stauden lieben den Schatten und die fehlende Sonneneinstrahlung. Sie sind es außerdem gewöhnt unter Bäumen zu wachsen und haben somit kein Problem mit den vielen Wurzeln der großen Friedhofsbäume, die den Boden durchziehen. Die Stauden haben häufig eine relativ kleine Blüte. Pflanzungen im Schatten zeichnen sich deshalb durch den unglaublichen Reichtum an verschiedenen Blattstrukturen und Blattfarben aus. Die Blüten wirken dabei wie eine Krone über dem Blätterdach. Schattenstauden lieben einen humosen Boden, weshalb die Erde in dem Grab ihre Standortansprüche perfekt wiederspiegelt.
„Blumen sind das
Lächeln der Erde“
Ralph Waldo Emerson
Viele Bereiche eines Friedhofs liegen zu manchen Tageszeiten etwas im Schatten, jedoch scheint auch die Sonne die ein oder andere Stunde kräftig auf die Gräber. Für diese Standorte sollten Stauden aus dem Lebensbereich Gehölzrand und Freifläche verwendet werden. Dort gibt es Pflanzen, die mit wenig Sonne gut zurechtkommen und trotzdem nicht direkt welken, wenn die Sonne auch einmal etwas kräftiger scheint. Auch diese Stauden kommen gut mit dem Wurzeldruck der großen Bäume klar und haben kein Problem, dort ihren eigenen Weg zu finden. Stauden aus dem halbschattigen Bereich eignen sich zudem gut für eine Ergänzungspflanzung, wenn auf den Gräbern schon etwas größere Nadelgehölze stehen, die den vorhandenen Boden mit Wurzeln durchziehen. Stauden, die im Halbschatten wachsen, zeichnen sich durch einen großen Blütenreichtum während aller Jahreszeiten aus. Die Gräber können somit in verschiedensten Farben ganzjährig einen Blickfang darstellen und ein Besuch am Grab der Lieben kann durch die blühenden Stauden verziert werden.
Gräber, die fast ganztätig der vollen Sonne ausgesetzt sind, müssen häufig gerade in den vielen heißen Sommertagen viel gegossen werden. Bei diesen Gräbern spielen also weniger die Bäume und der Wurzeldruck eine Rolle als die Hitze und Trockenheit. Hierfür sollten Stauden aus dem Lebensbereich Freifläche und Beet verwendet werden. Diese Pflanzen sind meist trockenheitsverträglicher und überstehen sommerliche Hitze gut. Vermutlich findet man die größte Blütenpracht der Staudenwelt in diesen Lebensbereichen, sodass eine Pflanzung auch nach bestimmten Farben problemlos möglich ist. Ein wenig Vorsicht bei der Auswahl ist allerdings geboten, denn gerade die Stauden aus dem Lebensbereich der Freifläche benötigen einen eher weniger nährstoffreichen Boden. Die Böden auf Friedhöfen sind allerdings häufig relativ nährstoffreich, weshalb die ein oder andere Staude zu groß werden kann und dann umzufallen droht. Dem kann durch rechtzeitiges Rückschneiden im Frühjahr oder Abstützen beziehungsweise Anbinden der Staude entgegengewirkt werden.
„Anmut und Schönheit entzücken das Auge,
doch mehr als beide die Blumen des Feldes.“
Jesus Sirach 40, 22
Im Folgenden möchte ich Ihnen für die drei verschiedenen Bereiche (Schatten, Halbschatten und Sonne) jeweils ein Pflanzbeispiel geben. Dies soll zur Orientierung dienen und Ihnen eine Hilfestellung geben. Einzelne Pflanzen aus dem Pflanzschema können natürlich jederzeit durch andere ersetzt werden. Bereits bestehende Pflanzen, wie kleine Gehölze oder Rosen können problemlos in eine Staudenpflanzung integriert werden.
Der optimale Zeitraum für eine Staudenpflanzung liegt entweder im Herbst ab circa September bevor der Winter einbricht, oder im Frühjahr, wenn der Winter vorüber ist bevor die große Sommerhitze beginnt. Wurde dann die Staudenauswahl getroffen und die Pflanzen nach dem Pflanzschema im Grab eingesetzt, sollten diese noch gut angegossen werden. Des weiteren empfiehlt es sich die Erdoberfläche nach dem Pflanzen mit einer Mulchschicht, zum Beispiel aus Rindenmulch, zu bedecken. Dies bietet viele Vorteile bei der Pflege des Grabes. Unkraut kann nicht so leicht aufkeimen und Samen, die noch in der Erde sind, kommen gegebenenfalls nicht so einfach durch den Mulch. Die Erdoberfläche muss nicht regelmäßig aufgeharkt werden, da Unkraut sich einfacher aus der Mulchschicht durch
Ziehen oder
Stechen entfernen lässt. Zudem schützt der Rindenmulch den Boden erheblich vor dem Austrocknen, da weder Wind noch Sonne direkt auf die Erde treffen. Somit muss das Grab weniger gegossen werden, was sowohl für die Umwelt als auch für die Grabpfleger eine Erleichterung darstellt.
Die nachfolgenden drei Pflanzschemata sind jeweils für ein noch nicht bepflanztes Einzelgrab mit einer Größe von etwa 2 m auf 0,9 m angelegt. Je nach vorhandener Fläche und bereits bestehender Bepflanzung können die Stückzahlen der Stauden angepasst werden. Neben den vorgeschlagenen Stauden kann die Pflanzung mit verschiedenen Frühjahrsblühern ergänzt werden. Die Zwiebeln können einmalig im Herbst gesteckt werden und kommen dann bei richtiger Standortverwendung zuverlässig wieder. Die passenden Zwiebelpflanzen für die jeweiligen Lichtverhältnisse sind ebenfalls bei den Pflanzschemata angegeben.
Das schattig gelegene Grab wird weniger von verschiedenen großen Blüten bestimmt als von einer Vielzahl an unterschiedlichen Strukturen in Blattform und –farbe. Kleinere, oft helle Blüten wirken dabei wie die Sterne über dem Dunkel. Die großen, breiten Blätter der Funkie erzeugen eine beruhigende Wirkung und bergen im Hinblick auf die feinen Blätter der Gräser, wie der Japan-Segge oder der Schneemarbel, einen spannenden Kontrast. Der Hirschzungenfarn thront mit seinen relativ hellen und langen Blättern wie eine Krone auf dem Grab. Die Christrose überdauert mit ihrer wunderschönen Blüte den tristen Winter. Oft fängt sie bereits im Dezember an zu blühen und beschert ihren Betrachtern bis Februar eine große Freude. Bald danach blühen die zarten blauen Blütenköpfchen des Gedenkemeins auf und geben dem Grab im Frühjahr eine Farbe. Nicht nur aufgrund ihres Aussehens sollte diese Staude gepflanzt werden, auch ihr Name und das damit verbundene Symbol auf der letzten Ruhestätte eines lieben Menschen, machen das Gedenkemein wirklich unersetzlich. Auch das Salomonssiegel übertrifft mit seiner besonderen Blattstruktur und der traumhaften und wirklich üppigen Blüte im Frühsommer. Alles in allem ist diese Komposition eine Zusammenstellung aus unterschiedlichsten Blattstrukturen und hellen Blüten, die Licht in das Dunkel bringen.
Das halbschattige Grab vereint Licht und Schatten – die darauf gepflanzten Stauden sind sowohl schattenverträglich als auch sonnenliebend. Sobald Pflanzen mehr Licht bekommen, bilden sie einen besonderen Blütenreichtum aus. So auch die Herbstanemone, die mit ihren herrlich rosafarbenen Blütenköpfen weit über den Rest der Pflanzung hinausragt und somit die Besucher schon von Weitem grüßt (siehe Foto). Die Bergenie gilt hierbei als perfekter Gegenspieler. Ihre hellrosa Blüte bleibt nah an ihren dicken, dunkelgrünen Blättern und bildet somit ein festes Fundament. Ergänzt werden die rosafarbenen Blüten auf diesem Grab mit der Farbe Gelb, die beim Ochsenauge und dem Frauenmantel zu finden ist. Die Bepflanzung wirkt dadurch frisch und hell und irgendwie lebensbejahend – ein Trost und eine Aufmunterung für den oder die, die davorstehen und trauern. Das Vergissmeinnicht reckt seine hellblauen Köpfe in die Höhe. Diese Staude besticht nicht nur durch die zierlichen Blüten, sondern auch durch die ganz besondere Blattstruktur und –farbe (siehe Foto). Ergänzend dazu findet sich das Kopfgras in der Pflanzung wieder, das mit seinen zierlichen, dünnen Blättern und seiner ganz besonderen Blütenstruktur einen Blickfang darstellt. Zusammenfassend ist in dieser Komposition die Farbzusammensetzung von Rosa-Tönen und Gelb maßgebend und wird herrlich abgerundet durch verschiedene Blattstrukturen, die die Blüten zwischen Sonne und Schatten nochmal mehr hervorheben und strahlen lassen.
Das sonnige Grab ist lichtdurchflutet und häufig eher trocken. Dementsprechend werden hier vor allem Pflanzen verwendet, die sowohl die Hitze der Sonne als auch die daraus entstehende Trockenheit im Boden gut vertragen. Auch diese Pflanzung besticht durch viele verschiedene Farben und ihre Fröhlichkeit, die damit einhergeht. Die gelbe Blüte des Sonnenauges vereint sich optisch perfekt mit der rosaroten, ähnlich wirkenden Blüte des Purpursonnenhutes. Die Schafgarbe ergänzt die beiden Blüten durch ihre andere Form und die verbindende Farbe hervorragend. Die drei dominanten Stauden ergeben ein Blütendach, unter dem sich die Begleiter prächtig schmücken können. Die Taubenskabiose und der Strochschnabel bringen durch ihre lilafarbenen Blüten und die anderen Strukturen nochmal mehr Farbe und Leben in die Pflanzung und auf das Grab. Ergänzt wird auch diese Pflanzung durch ein Gras, das durch die zarte und feine Struktur auffällt. Die Bergminze schmiegt sich mit ihrem wolkenähnlichen Wuchs um die hohen Stauden herum. Das Teppichsedum füllt Stück für Stück die offenen Flächen der Erde und schützt somit vor Austrocknung. Zudem überzeugt es nicht nur durch die besondere Blüte, sondern auch durch die feuerrote Herbstfärbung, die gegen Ende des Jahres nochmal eine ganz neue Farbe auf das Grab bringt. Zusammenfassend ist diese Komposition gut an den trockenen Standort angepasst und wirkt dennoch nicht trostlos, sondern lebendig durch die vielen bunten Farben und Höhen in der Pflanzung.
Wir danken Frau Dorothee Nusselt für diesen Text.
Die Blumenbilder dieser Seite wurden mit Hlfe von KI erstellt und können in der Realität anders aussehen.