Liebe Gemeinde,
zum Feiern sind wir gekommen.
Ein Fest wollen wir feiern, das Fest dieser Stadt.
Wie jedes Jahr, so auch dieses Mal.
Doch dieses Mal ist manches anders.
Einige haben überlegt: Darf es ein Fest geben in einer Zeit wie dieser?
Wir haben vorhin der Opfer des Amoklaufes gedacht.
Doch zugleich spüren wir:
Wenn wir aufhören zu feiern, wenn es keine Feste mehr gibt, dann fehlt etwas Wichtiges.
Denn warum eigentlich feiern wir Feste im Leben, immer wieder und immer wieder?
Wir feiern, weil in uns die Gewißheit lebendig ist, dass eigentlich das Leben selbst eine Feier ist:
Die Feier des Lebens beginnt mit unserer Geburt, mit dem Jubel derer, die uns begrüßen als ein Geschenk Gottes.
Und der christliche Glaube ist so weit und groß, dass er mit dieser Sicht nicht einmal an der Grenze des Lebens, im Angesicht von Sterben und Tod aufhört.
Mit der Feier des Lebens und dem Leben als einer Feier setzen wir dem Tod ein Zeichen des Lebens entgegen.
So sind wir zwar mitten im Leben stets vom Tod umfangen, aber der Tod überwindet uns nicht.
Stärker als alles ist am Ende immer noch die Liebe. Wie Paulus einmal schreibt: »So bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, die Liebe aber ist die größte unter ihnen.«
Warum also feiern wir?
Wir bringen damit zum Ausdruck: Wir lieben das Leben.
Wir lieben den, der uns das Leben gegeben hat: Gott, den Schöpfer allen Lebens.
In seinem Namen wenden wir uns einander zu, setzen wir uns zusammen, reden, singen, lachen, essen und trinken wir miteinander.
Wir tun das und schauen zugleich auch das eine große, nicht endende Fest am Tisch des Herrn, im Haus des ewigen Lebens.
Danach sehnen wir uns:
Nach einem Ort, an dem Gewalt, Krieg, Bosheit, Zerstörung, Gemeinheit, Unrecht ein Ende haben werden – für immer
Beim Propheten Jesaja im zweiten Kapitel können wir von dieser Sehnsucht lesen, wenn es heißt:
»Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.
Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.«
Das, liebe Gemeinde, ist eine wahrhaft entwaffnende Verheißung. Selbst noch das Schlimmste, was wir auf Erden haben: Waffen, um einander das Leben zu nehmen und einer den anderen zu zerstören, wird bei Gott umgewandelt in Gutes:
Schwerter zu Pflugscharen,
Spieße zu Sicheln,
zu Werkzeugen der Ernte, zu Geräten, die Gutes schaffen, Nahrung für Leib und Seele.
Gott will, dass wir fröhlich sind.
Das Schlimmste und Ärgste verwandelt er in Gutes und Segen.
Das könnten auch wir gerne, so das Schwere, dass Zerstörerische, das dem Leben Entgegenstehende zu verwandeln in Gutes, Schönes und Frohmachendes.
Der Prophet Jesaja spricht von einer Welt, in der wir noch nicht sind.
Aber er nennt beim Namen, was wir erwarten dürfen. Er scheut sich nicht, Gott auch das Allergrößte zuzutrauen: Das Ende aller Zwietracht. Ein Leben ohne Waffen. Ein Leben in Frieden und Harmonie.
Wie sehr wir uns nach einem solchen Leben sehnen, haben wir in den letzten Tagen und Wochen deutlicher als sonst gespürt.
Waffen, falsch gebraucht und in falschen Händen, haben Zerstörung mit sich gebracht, Leben zerstört, Menschen in den Tod gerissen.
Wir spüren unsere eigene Schwachheit, unsere Wehrlosigkeit, unsere Ohnmacht.
Und doch, liebe Gemeinde, muss und soll und darf es nicht dabei bleiben.
Wir haben dem etwas entgegenzusetzen, wir haben etwas zu sagen, und wir sagen es im Namen Gottes, mit seiner Autorität und Vollmacht ausgestattet.
Wir setzen dem Tod die Botschaft vom Leben entgegen.
Wir protestieren gegen Verzweiflung, Skepsis und Hoffnungslosigkeit, auch so, indem wir feiern, fröhlich sind, erlöst und froh auf Gott schauen, auf den Herrn des Lebens.
Liebe Gemeinde, als ich vorhin die Bühne betrat, von der aus heute unser Gottesdienst hier auf dem Marktplatz begangen wird, da fiel mein Blick auf eines der Fenster des gegenüberliegenden Hauses. Und ich entdeckte das große, goldene Kreuz unseres Kirchturms, das sich dort in der Scheibe spiegelt. Da war mir plötzlich, als sei mir ein Zeichen gesetzt worden, gerade heute: Das Kreuz als ein Zeichen des Lebens, gold vor blauem Himmel, strahlend.
Wenn wir feiern, immer und gerade auch heute, dann setzen wir ein Zeichen.
Wir sagen, im Namen Gottes, Nein zu allem was zerstört, und sagen Ja zum Leben.
Wir wollen, dass die Menschen glücklich sind.
Wir wollen, dass wir glücklich leben können in unserer Stadt und unseren Dörfern.
Wir wollen, dass Pflug und Sichel die Herrschaft haben, nicht Schwert und Spieß.
Wir wollen in Frieden leben, geborgen, sicher, fröhlich und voller Vertrauen, die Alten wie die Jungen, die Großen wie die Kleinen, die Erwachsenen wie die Kinder.
Der Trauerflor an der Stadtfahne erinnert uns daran, welcher Weg dorthin führt:
Wir stehen auf der Seite der Trauernden, der Kranken, der Sterbenden, der Opfer von Unrecht und Gewalt.
Unserer Bekenntnis ist klar: Trauer und Tränen sollen nicht den Sieg davontragen. Das Lachen soll nicht verstummen.
Wir stehen zueinander. Wir reichen die Hand und halten einander die Hände. Die Not des anderen ist uns nicht egal.
Wo die Not am größten ist, da wollen wir sein. Und genau da wollen wir Zeichen des Lebens setzen. Zeichen der Hoffnung.
Wir werden das Licht des Glaubens nicht unter den Scheffel stellen. Wir werden es leuchten lassen, und dies umso mehr, je dunkler es wird um uns herum. Wir sind Kinder des Lichts, nicht der Finsternis.
Und gerade weil wir Kinder des Lichts sind, können wir es hell machen in den Finsternissen unserer Welt.
Wir umarmen die Weinenden. Wir trösten die Trauernden. Wir helfen den Armen.
Vertriebene nehmen wir auf. Einsamen leisten wir Beistand.
Wir begleiten Menschen an die Gräber ihrer Liebsten.
Wir beten füreinander. Unsere Freude und Zuversicht teilen wir. Wir behalten sie nicht für uns.
Denn die Freude am Leben haben wir empfangen, um sie zu teilen. Indem wir sie teilen, wird sie größer. Sie ist eine Gabe Gottes für alle.
Aus unserer Freude am Leben spricht Gottes eigene Freude am Leben.
Gott will, dass wir leben. Dazu hat er uns geschaffen.
Und so schlagen wir uns auf seine Seite. Immer wieder und in Klarheit.
Wir sind parteiisch als Christen, nicht neutral, nicht indifferent.
Wir sind entschieden. Entschiedene Kinder Gottes.
Wir suchen das Wohl unserer Stadt. Das Wohlergehen der Menschen. Gerechtigkeit und Frieden für die Welt.
Indem wir das tun, haben wir schon begonnen, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden und Spieße in Sicheln zu verwandeln.
Wir tun das auch heute und hier und jetzt, in der Mitte des Lebens. Und das jeden Tag erneut.
Wir geben nicht auf. Wir lassen uns nicht entmutigen.
Ja, wir sind schockiert, aber doch nicht ohne Hoffnung.
Ja, wir sind betroffen, aber doch fallen wir nicht um.
Wo wir schwanken, halten wir einander.
Wo wir zweifeln, ermutigen wir einander.
Wir säen Liebe und Vertrauen.
So entwaffnen wir die Welt, mit Gottes Hilfe.
Wir schauen nicht weg, wo Unrecht geschieht. Sondern wir schauen hin, stellen uns den Herausforderungen des Lebens.
Wir säen und ernten, gerade dort wo andere zerstören und töten wollen.
So hat es Jesus getan, bis ans Kreuz, durch den Tod hindurch, in die Auferstehung des ewigen Lebens hinein.
Er hat sich nicht beirren lassen. Sein Vertrauen in Gott, den Lebendigen, war unermesslich.
Das, liebe Gemeinde, soll unser Maßstab sein.
Wir tragen den Trauerflor und zugleich die Krone des Lebens. Beides zugleich.
Denn als Christen leben wir mit den Füßen auf Erden und mit dem Haupt im Himmel, bewegen uns in der Realität unserer Alltagswelt und bewegen uns zugleich mit fliegendem Herzen Gott entgegen, immerzu und ohne Unterlass, so wie er uns entgegeneilt, immerzu und ohne Unterlass, mit ausgestreckten Händen.
Das ist und bleibt alles in allem ein Wunder:
Dass wir nicht aufhören, zu hoffen.
Dass wir nicht aufhören, Liebe zu schenken.
Dass wir nicht aufhören, einander zu helfen und beizustehen.
Dass wir das Leben nicht aus den Augen verlieren, nicht das Leben und nicht den Schöpfer des Lebens.
Dass wir nicht aufhören, mit den Weinenden zu weinen, mit den Lachenden zu lachen, und darin die Tränen der Trauer zu Tränen der Freude werden zu lassen.
Der Blick unseres Herzens aber richtet sich auf jene Wirklichkeit, von der der Prophet Jesaja spricht:
»…und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen«.
So heißt es da. Nicht gegeneinander, sondern füreinander werden wir da sein.
Wir werden nicht mehr wissen, wie das war, als einst Menschen anderen Menschen gewaltsam das Leben nahmen.
Wie Träumende werden wir sein, aber es wird ein Traum sein, der wahr und wirklich ist.
Auf diesen Tag hin leben wir.
In dieser Hoffnung feiern wir.
»Und siehe, wir leben« – mit der Hilfe lebendigen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.
Sonntag, 26. Juli 2015
Freiluft-Gottesdienst zum Altstadtfest:
Predigt und zugleich Erinnerung an die Opfer des Amoklaufs
im Juli 2015 in Leuterhausen
Pfarrer Dr. Rainer Schulz, Leutershausen
Jesaja 2,4b
Liebe Gemeinde,
zum Feiern sind wir gekommen.
Ein Fest wollen wir feiern, das Fest dieser Stadt.
Wie jedes Jahr, so auch dieses Mal.
Doch dieses Mal ist manches anders.
Einige haben überlegt: Darf es ein Fest geben in einer Zeit wie dieser?
Wir haben vorhin der Opfer des Amoklaufes gedacht.
Doch zugleich spüren wir:
Wenn wir aufhören zu feiern, wenn es keine Feste mehr gibt, dann fehlt etwas Wichtiges.
Denn warum eigentlich feiern wir Feste im Leben, immer wieder und immer wieder?
Wir feiern, weil in uns die Gewißheit lebendig ist, dass eigentlich das Leben selbst eine Feier ist:
Die Feier des Lebens beginnt mit unserer Geburt, mit dem Jubel derer, die uns begrüßen als ein Geschenk Gottes.
Und der christliche Glaube ist so weit und groß, dass er mit dieser Sicht nicht einmal an der Grenze des Lebens, im Angesicht von Sterben und Tod aufhört.
Mit der Feier des Lebens und dem Leben als einer Feier setzen wir dem Tod ein Zeichen des Lebens entgegen.
So sind wir zwar mitten im Leben stets vom Tod umfangen, aber der Tod überwindet uns nicht.
Stärker als alles ist am Ende immer noch die Liebe. Wie Paulus einmal schreibt: »So bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, die Liebe aber ist die größte unter ihnen.«
Warum also feiern wir?
Wir bringen damit zum Ausdruck: Wir lieben das Leben.
Wir lieben den, der uns das Leben gegeben hat: Gott, den Schöpfer allen Lebens.
In seinem Namen wenden wir uns einander zu, setzen wir uns zusammen, reden, singen, lachen, essen und trinken wir miteinander.
Wir tun das und schauen zugleich auch das eine große, nicht endende Fest am Tisch des Herrn, im Haus des ewigen Lebens.
Danach sehnen wir uns:
Nach einem Ort, an dem Gewalt, Krieg, Bosheit, Zerstörung, Gemeinheit, Unrecht ein Ende haben werden – für immer
Beim Propheten Jesaja im zweiten Kapitel können wir von dieser Sehnsucht lesen, wenn es heißt:
»Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.
Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.«
Das, liebe Gemeinde, ist eine wahrhaft entwaffnende Verheißung. Selbst noch das Schlimmste, was wir auf Erden haben: Waffen, um einander das Leben zu nehmen und einer den anderen zu zerstören, wird bei Gott umgewandelt in Gutes:
Schwerter zu Pflugscharen,
Spieße zu Sicheln,
zu Werkzeugen der Ernte, zu Geräten, die Gutes schaffen, Nahrung für Leib und Seele.
Gott will, dass wir fröhlich sind.
Das Schlimmste und Ärgste verwandelt er in Gutes und Segen.
Das könnten auch wir gerne, so das Schwere, dass Zerstörerische, das dem Leben Entgegenstehende zu verwandeln in Gutes, Schönes und Frohmachendes.
Der Prophet Jesaja spricht von einer Welt, in der wir noch nicht sind.
Aber er nennt beim Namen, was wir erwarten dürfen. Er scheut sich nicht, Gott auch das Allergrößte zuzutrauen: Das Ende aller Zwietracht. Ein Leben ohne Waffen. Ein Leben in Frieden und Harmonie.
Wie sehr wir uns nach einem solchen Leben sehnen, haben wir in den letzten Tagen und Wochen deutlicher als sonst gespürt.
Waffen, falsch gebraucht und in falschen Händen, haben Zerstörung mit sich gebracht, Leben zerstört, Menschen in den Tod gerissen.
Wir spüren unsere eigene Schwachheit, unsere Wehrlosigkeit, unsere Ohnmacht.
Und doch, liebe Gemeinde, muss und soll und darf es nicht dabei bleiben.
Wir haben dem etwas entgegenzusetzen, wir haben etwas zu sagen, und wir sagen es im Namen Gottes, mit seiner Autorität und Vollmacht ausgestattet.
Wir setzen dem Tod die Botschaft vom Leben entgegen.
Wir protestieren gegen Verzweiflung, Skepsis und Hoffnungslosigkeit, auch so, indem wir feiern, fröhlich sind, erlöst und froh auf Gott schauen, auf den Herrn des Lebens.
Liebe Gemeinde, als ich vorhin die Bühne betrat, von der aus heute unser Gottesdienst hier auf dem Marktplatz begangen wird, da fiel mein Blick auf eines der Fenster des gegenüberliegenden Hauses. Und ich entdeckte das große, goldene Kreuz unseres Kirchturms, das sich dort in der Scheibe spiegelt. Da war mir plötzlich, als sei mir ein Zeichen gesetzt worden, gerade heute: Das Kreuz als ein Zeichen des Lebens, gold vor blauem Himmel, strahlend.
Wenn wir feiern, immer und gerade auch heute, dann setzen wir ein Zeichen.
Wir sagen, im Namen Gottes, Nein zu allem was zerstört, und sagen Ja zum Leben.
Wir wollen, dass die Menschen glücklich sind.
Wir wollen, dass wir glücklich leben können in unserer Stadt und unseren Dörfern.
Wir wollen, dass Pflug und Sichel die Herrschaft haben, nicht Schwert und Spieß.
Wir wollen in Frieden leben, geborgen, sicher, fröhlich und voller Vertrauen, die Alten wie die Jungen, die Großen wie die Kleinen, die Erwachsenen wie die Kinder.
Der Trauerflor an der Stadtfahne erinnert uns daran, welcher Weg dorthin führt:
Wir stehen auf der Seite der Trauernden, der Kranken, der Sterbenden, der Opfer von Unrecht und Gewalt.
Unserer Bekenntnis ist klar: Trauer und Tränen sollen nicht den Sieg davontragen. Das Lachen soll nicht verstummen.
Wir stehen zueinander. Wir reichen die Hand und halten einander die Hände. Die Not des anderen ist uns nicht egal.
Wo die Not am größten ist, da wollen wir sein. Und genau da wollen wir Zeichen des Lebens setzen. Zeichen der Hoffnung.
Wir werden das Licht des Glaubens nicht unter den Scheffel stellen. Wir werden es leuchten lassen, und dies umso mehr, je dunkler es wird um uns herum. Wir sind Kinder des Lichts, nicht der Finsternis.
Und gerade weil wir Kinder des Lichts sind, können wir es hell machen in den Finsternissen unserer Welt.
Wir umarmen die Weinenden. Wir trösten die Trauernden. Wir helfen den Armen.
Vertriebene nehmen wir auf. Einsamen leisten wir Beistand.
Wir begleiten Menschen an die Gräber ihrer Liebsten.
Wir beten füreinander. Unsere Freude und Zuversicht teilen wir. Wir behalten sie nicht für uns.
Denn die Freude am Leben haben wir empfangen, um sie zu teilen. Indem wir sie teilen, wird sie größer. Sie ist eine Gabe Gottes für alle.
Aus unserer Freude am Leben spricht Gottes eigene Freude am Leben.
Gott will, dass wir leben. Dazu hat er uns geschaffen.
Und so schlagen wir uns auf seine Seite. Immer wieder und in Klarheit.
Wir sind parteiisch als Christen, nicht neutral, nicht indifferent.
Wir sind entschieden. Entschiedene Kinder Gottes.
Wir suchen das Wohl unserer Stadt. Das Wohlergehen der Menschen. Gerechtigkeit und Frieden für die Welt.
Indem wir das tun, haben wir schon begonnen, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden und Spieße in Sicheln zu verwandeln.
Wir tun das auch heute und hier und jetzt, in der Mitte des Lebens. Und das jeden Tag erneut.
Wir geben nicht auf. Wir lassen uns nicht entmutigen.
Ja, wir sind schockiert, aber doch nicht ohne Hoffnung.
Ja, wir sind betroffen, aber doch fallen wir nicht um.
Wo wir schwanken, halten wir einander.
Wo wir zweifeln, ermutigen wir einander.
Wir säen Liebe und Vertrauen.
So entwaffnen wir die Welt, mit Gottes Hilfe.
Wir schauen nicht weg, wo Unrecht geschieht. Sondern wir schauen hin, stellen uns den Herausforderungen des Lebens.
Wir säen und ernten, gerade dort wo andere zerstören und töten wollen.
So hat es Jesus getan, bis ans Kreuz, durch den Tod hindurch, in die Auferstehung des ewigen Lebens hinein.
Er hat sich nicht beirren lassen. Sein Vertrauen in Gott, den Lebendigen, war unermesslich.
Das, liebe Gemeinde, soll unser Maßstab sein.
Wir tragen den Trauerflor und zugleich die Krone des Lebens. Beides zugleich.
Denn als Christen leben wir mit den Füßen auf Erden und mit dem Haupt im Himmel, bewegen uns in der Realität unserer Alltagswelt und bewegen uns zugleich mit fliegendem Herzen Gott entgegen, immerzu und ohne Unterlass, so wie er uns entgegeneilt, immerzu und ohne Unterlass, mit ausgestreckten Händen.
Das ist und bleibt alles in allem ein Wunder:
Dass wir nicht aufhören, zu hoffen.
Dass wir nicht aufhören, Liebe zu schenken.
Dass wir nicht aufhören, einander zu helfen und beizustehen.
Dass wir das Leben nicht aus den Augen verlieren, nicht das Leben und nicht den Schöpfer des Lebens.
Dass wir nicht aufhören, mit den Weinenden zu weinen, mit den Lachenden zu lachen, und darin die Tränen der Trauer zu Tränen der Freude werden zu lassen.
Der Blick unseres Herzens aber richtet sich auf jene Wirklichkeit, von der der Prophet Jesaja spricht:
»…und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen«.
So heißt es da. Nicht gegeneinander, sondern füreinander werden wir da sein.
Wir werden nicht mehr wissen, wie das war, als einst Menschen anderen Menschen gewaltsam das Leben nahmen.
Wie Träumende werden wir sein, aber es wird ein Traum sein, der wahr und wirklich ist.
Auf diesen Tag hin leben wir.
In dieser Hoffnung feiern wir.
»Und siehe, wir leben« – mit der Hilfe lebendigen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.