Page 9 - GA 124 März - Mai 2020
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Notfallseelsorge heißt „Erste Hilfe für die Seele“
Nachdem ich mein berufliches Leben im medizinischen Umfeld verbracht habe, wurde ich oft genug mit dem Tod konfrontiert. Das Erkennen, dass neben der körperli chen medizinischen Hilfe auch eine Hilfe für die Seele notwendig ist, festigte meinen Entschluss, Notfall-Seel sorger zu werden.
Ich darf mich kurz vorstellen:
Mein Name ist Gottfried Wetzel, ich bin 1950 in Köln geboren, habe dort mein Abitur gemacht. Nach anfängli chem Jurastudium hat mich meine Begeisterung für das Fliegen 1972 zur Luftwaffe gebracht. Hier habe ich während meinen 12 Jahren als Zeitsoldat im Luftwaffen sanitätsdienst eine Ausbildung zum Rettungssanitäter und Krankenpfleger abgeschlossen. Eine der Hauptauf gaben war in dieser Zeit die Entwicklung moderner Ret tungskonzepte, wie z.B. der Aufbau der deutschen Luftrettung und das Rendezvous-Verfahren von Notarzt fahrzeug und Rettungswagen. Viele Jahre war ich als Lehrer an der Luftwaffensanitätsschule in der Nähe von Würzburg beschäftigt.
Nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr habe ich eine Weiterbildung zum Fachpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin abgeschlossen und einige Jahre in einem Krankenhaus der Zentralversorgung in der Anästhesie, Intensivstation und Notaufnahme gearbeitet.
Mein beruflicher Werdegang hat mich dann in eine psy chosomatische Fachklinik geführt, die ich die letzten 30 Jahre verantwortlich geleitet habe. Nach diversen Wei terbildungen im Medizinrecht, Versicherungsrecht, Teamführung, Kommunikation, Psychiatrie und Psycho logie gehörte es zu meinen Aufgaben, die einweisenden Ärzte, Krankenhäuser und Behörden über die klinischen Behandlungsmöglichkeiten zu beraten. Während der ge samten Zeit war ich u.a. verantwortlich für die Weiterbil dung in medizinischer Notfallkompetenz des Klinikpersonals.
Hier in Leutershausen habe ich ein paar Jahre die Schnelleinsatzgruppe des BRK in Notfallkompetenz aus gebildet und begonnen, unsere Freiwillige Feuerwehr zu schulen.
Meine Ausbildung zum Notfallseelsorger habe ich nach Absprache und Genehmigung mit dem Dekanat im Früh jahr 2019 mit dem Grundkurs Seelsorge begonnen, die Weiterbildung in der Psychosozialen Notfallversorgung in Südbayern habe ich abgeschlossen.
„Der Tod bleibt ein individuelles Unglück, das jeder für sich aushalten muss.“
Wenn wir kommen, sind die Betroffenen mit dem end gültigsten Ereignis unseres Lebens konfrontiert, dem Tod. Wenn die Notfallseelsorge kommt, ist es dunkel. Wir ha ben ein Streichholz dabei, um einen Funken zu
entzünden. Wir möchten in dieser Situation Leuchtturm und Lotse in einen sicheren Hafen sein.
Es ist nicht leicht mit dem Tod konfrontiert zu werden. Aber dieses Geschehen kann auch den Blick auf die eige ne Existenz und den Sinn unseres Lebens schärfen. Das Versprechen an die unsterbliche Seele tröstet.
Wir sind für alle Menschen da, egal mit welcher Religion oder Weltanschauung sie sich verbunden fühlen. Viel leicht glauben sie an keinen Gott? Wir selbst sind aber überzeugt, dass hinter jeder menschlichen Existenz ein göttlicher Schöpfer steht. Wir werden getragen von un serem christlichen Menschenbild und lassen uns von un serem Herrn führen. Auch wenn man sich in diesen Situationen oft hilflos fühlt: entscheidend ist, dass man die Situationen gemeinsam aushalten kann. Wir geben nur Zeit. Mich selbst macht es demütiger.
Ich sehe meinen Platz hier im Dekanat an der Seite des Dekans, der Pfarrerinnen und Pfarrer, die ich gerne zu diesen Betreuungen in der Notfallseelsorge begleiten möchte. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit den Beauftragten der ELKB für die Notfall Seelsorge in den umliegenden Dekanaten und dem Kriseninterventions team des Bayerischen Roten Kreuzes (KIT) in der Psycho sozialen Notfallversorgung (PSNV). Ich würde mich freuen, wenn sich andere Menschen in diesem Dienst finden könnten, es besteht ein hoher Bedarf auch im Eh renamt. Ich wünsche mir und brauche Ihren Beistand in dieser Arbeit. Vielen Dank.
Gottfried Wetzel
Leutershausen + Jochsberg
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