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Das Leben neu ausrichten
Liebe Leserinnen und Leser des Gemeindebriefes!
Der Sommer liegt noch vor uns. Wir wissen noch nicht, ob er wieder so trocken ausfallen wird. Dennoch freuen sich die meisten von uns auf diese Jahreszeit. Viele sehnen die Urlaubstage herbei und erhoffen sich Erholung. Dabei werden ab 21. Juni unsere Tage dann schon wieder kürzer. Die Sonne wendet sich wieder von uns ab. Obwohl der so herbei- gesehnte Sommer jetzt erst beginnt, ist Halbzeit des meteorologischen Jahres. Vielerorts werden Sonnwendfeuer abgebrannt.
Genau in dieser Zeit denken wir als Christen an Johannes den Täufer. Im Lukas-Evangelium wird erwähnt, dass er ein halbes Jahr vor Jesus auf die Welt kam. Deshalb wird sein Geburtstag ein halbes Jahr vor der Heiligen Nacht, also am 24. Juni gefeiert.
Halbzeit des Jahres. Halbzeit – manchmal ein guter Zeitpunkt, um innezu- halten, um sich neu auszurichten.
Wutentbrannt stürmt der Trainer der Fußballmannschaft in die Umkleide- kabine. Mit derben Worten schreit er seine Mannschaft förmlich nieder. So eine Halbzeit wolle er sich von seinen Spielern nicht noch einmal bieten lassen. Sie sollten sich jetzt endlich zusammenreißen. Manchmal hilft’s, wenn sich ein Trainer mit drastischen Methoden seine Mannschaft zur Brust nimmt und sie so zu motivieren versucht. Die Spieler kommen dann regelrecht wie verwandelt aus der Kabine und können ein Spiel umdrehen.
Halbzeit. Wo sind unsere Halbzeiten? Die Halbzeit unseres Erdenlebens kennen wir zum Glück nicht. Dennoch gelangen wir im Leben immer wie- der in Phasen, in denen ein Innehalten und sich neu auszurichten vonnö- ten wäre. Ganz wie die Fußballer in der Kabine beim Pausentee.
Halbzeit eines Schuljahres. Werde ich das Klassenziel erreichen, wenn ich so weitermache?
Halbzeit des Kalenderjahres. Was ist aus den guten Vorsätzen geworden, die ich vor sechs Monaten für das neue Jahr 2019 gefasst habe?
Halbzeit in meinem Berufsleben. Wird die Rente einmal reichen?
Gefühlte und geahnte Halbzeit meines Lebens. Wird das eine „midlifecri- sis“ bei mir auslösen?
Die Botschaft Johannes des Täufers war klar. Er stellte sein Leben als Vorbote Jesu ganz in den Dienst Gottes. Er forderte die Menschen seiner Zeit zu einer Neuausrichtung ihres Lebens auf. Buße und Umkehr. So wie die Sonne jetzt dann wieder abnimmt und erst an Weihnachten wieder zu uns zurückkehrt, kann man das Leben des Täufers zu Jesus in Beziehung setzen. Christus muss wachsen, ich aber muss abnehmen.
Als Christen dürfen wir uns fragen, oder uns in Frage stellen lassen: Wo kann Christus in mir wachsen? Wo gibt es Bereiche in meinem Leben, in denen eine Neuausrichtung notwendig wäre? Eine Kurskorrektur mitten- drin. Vielleicht veranlasst uns dazu dieses Jahr ein Sonnwendfeuer, wenn wir andächtig in die lodernden Flammen blicken.
So wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine „besinnliche Sommerzeit“!
Ihr Pfarrer Roland Balzer
Leutershausen
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