Geschichte

Nachdem Markgraf Georg der Fromme in der Markgrafschaft Ansbach die Reformation eingeführt hatte, mussten die vielen Pfarreien in seinem Fürstentum beaufsichtigt und regelmäßig visitiert werden. Dafür wurden zehn Superintendenten mit dem Titel eines Dekans eingesetzt. Damals fasste man alle 27 Pfarreien der markgräflichen Ämter Ansbach, Birkenfels, Colmberg und Leutershausen zu einem neuen Dekanat mit Sitz in der Stadt Leutershausen zusammen.

Der erste Dekan

Der erste hiesige Dekan, Magister Paulus Wahrbeck, leitete am 10. November 1556 die erste jährliche Synode seiner ihm unterstellten Pfarrer. Diese fanden die Reise nach dem etwas abseits liegenden Leutershausen recht beschwerlich. Als Wahrbeck schon ein Jahr später starb, wurde der Dekanatssitz deshalb nach dem zentraler liegenden Lehrberg verlegt. Die nächsten sieben hiesigen Pfarrer mussten deshalb zur jährlichen Synode zu diesem Ort fahren.Es bestand eigentlich keine Chance mehr, dass unsere Stadt jemals wieder ein kirchlicher Mittelpunkt mit segensreicher Ausstrahlung in die ganze Umgebung werden konnte.

Der Dreißigjährige Krieg

Da brach der Dreißigjährige Krieg mit viel Leid und Unheil über unser Land herein. Die für die Sache der Evangelischen entscheidende Schlacht bei Nördlingen 1634 ging verloren. Als sich im nahen Ansbach eine kaiserliche und deshalb katholische Sequestrationsregierung etablierte, fühlte sich der damalige Lehrberger Dekan Johann Nikolaus Schülin so bedroht, dass er 1636 in das entferntere und ihm sicherer erscheinende Leutershausen auswich.

Zum Glück blieb der Dekanatssitz auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 am Ort. Deshalb wurde unsere Altmühlstadt zum geistlichen Zentrum der oben erwähnten 27 Pfarreien. Jeder Geistliche musste einmal im Jahr in der hiesigen Peterskirche predigen, an den Synoden teilnehmen und wurde auch jährlich vom jeweiligen Dekan visitiert.

Visitationen

Der jeweilige Dekan besuchte in der sogenannten "Landwehr" die Pfarreien Bettenfeld, Hausen am Bach (im heutigen Württemberg), Insingen und Lohr. Als ehemaliger Besitz des vom Markgrafen konfiszierten Gumbertuskloster verursachten sie unaufhörlichen Streit mit der sich ebenfalls zuständig fühlenden Freien Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber. Weniger weit entfernt gehörten das deutschherrische Weißenkirchberg, Jochsberg, Gastenfelden, Buch am Wald, Frommetsfelden und Geslau zu seinem Bereich. Im Norden lagen die Pfarreien Auerbach, das kurioserweise eichstättische Binzwangen, Colmberg, Obersulzbach, das deutschherrische Oberdachstetten, Mitteldachstetten, Flachslanden und Unternbibert. In Richtung Ansbach gehörten Neunkirchen, Lehrberg, Schalkhausen und Elpersdorf, weiter im Osten noch Wernsbach, Weihenzell, Eyb, das nürnbergische Sachsen bei Ansbach und Brodswinden dazu. Nur die beiden Ansbacher Pfarreien St. Gumbertus und St. Johannis unterstanden nicht dem Dekan von Leutershausen, sondern direkt dem markgräflichen Konsistorium am Fürstensitz.
Die hohe Politik sorgte wegen der Abdankung des letzten Markgrafen Friedrich Alexander 1791 dafür, dass sich das hiesige Dekanat noch einmal deutlich vergrößerte. Nach der Übernahme der Markgrafschaft durch das Königreich Preußen beseitigte der hiesige Statthalter des Königs, Karl August Freiherr von Hardenberg, rücksichtslos alle noch vorhandenen Vorrechte der Reichsritterschaft an einzelnen Pfarreien der Umgebung.
Seit dem Jahr 1797 fuhr der damalige Dekan Heinrich Jakob Arzberger mit seiner Kutsche bei Visitationen auch noch nach Egenhausen, Lichtenau, Immeldorf, Obernzenn, Rügland, Sommersdorf/Thann, Unternzenn (mit Egenhausen im Landkreis Neustadt an der Aisch / Bad Windsheim) und Wiedersbach. Damit war das Dekanat Leutershausen auf nicht weniger als 35 Pfarreien angewachsen. Bei einem Gebietsaustausch zwischen dem Königreich Preußen und dem Fürstentum Hohenlohe Schillingsfürst büßte Dekan Arzberger 1803 die Pfarrei Gastenfelden ein und bekam nur das recht abgelegenen Wildenholz bei Schnelldorf dafür.

Königlich bayerisches Dekanat

Im Jahr 1806 übernahm das neu gegründete Königreich Bayern unser gesamtes Gebiet. Es musste sowohl staatlich als auch kirchlich völlig neu geordnet werden. Der katholische bayerische König als neues Oberhaupt der evangelischen Kirche seines Landes setzte einen Landesbischof ein, der die verschiedenen Kreisdekane (heute Regionalbischöfe) in den einzelnen Kirchenkreisen überwachte. Unser Dekanat Leutershausen wurde dem Kirchenkreis Ansbach zugeteilt und dabei ganz erheblich verkleinert.

Die neue bayerische Regierung strebte eine Deckungsgleichheit zwischen den neu zu schaffenden Verwaltungsbezirken (damals Amtsgerichte) und den neuen Dekanaten an. Zum damals gegründeten Amtsgericht Leutershausen gehörte aber nur etwa die Hälfte des bisher von hier aus kirchlich betreuten Gebiets. Deshalb kam bei dieser Reform leider ein sehr stark geschrumpftes "Arrondissement" des Dekanats Leutershausen heraus, welches nur noch die 17 Pfarreien Auerbach, Binzwangen, Buch am Wald, Colmberg, Egenhausen, Frommetsfelden, Geslau, Jochsberg, Leutershausen, Mitteldachstetten, Oberdachstetten, Obernzenn, Obersulzbach, Stettberg, Unternzenn, Weißenkirchberg, Wiedersbach und Windelsbach umfasste. Alle weiter im Westen und Osten liegenden Pfarreien wurden entweder den neu gegründeten Dekanaten Insingen und Rothenburg ob der Tauber oder Ansbach und Windsbach zugeschlagen und gingen für Leutershausen verloren. Ab 1810 wurde der hiesige Dekan auch 1. Pfarrer unserer Kirchengemeinde und der bisherige Pfarrer bekam die 2. Pfarrstelle.

Die neue, jetzt verkleinerte Kirchenbehörde führte bis 1840 den offiziellen Namen "Königlich bayerisches Dekanat Kolmberg zu Leutershausen". Auf der Colmberger Burg war nämlich der Sitz des Rentamts (heute Finanzamt), daher die merkwürdige Bezeichnung. Jeder Dekan blieb in unserem Gebiet wie schon seit der Markgrafenzeit "Districts-Schul-Inspector" bis zur Aufhebung der kirchlichen Schulaufsicht 1919.

Weil das hiesige Amtsgericht Leutershausen 1880 aufgelöst und aufgeteilt wurde, beantragte vor allem die Bevölkerung in den weiter entfernten Pfarreien immer wieder, aus dem hiesigen Dekanat ausgegliedert zu werden. Windelsbach wurde deshalb 1884 dem Dekanat Rothenburg ob der Tauber und Obernzenn 1889 dem Dekanat Windsheim zugeteilt. Die Pfarreien Egenhausen und Unternzenn kamen 1925 ebenfalls zum Dekanat Windsheim.

Nun umfasste unser "Dekanat Leutershausen" (Bezeichnung seit 1918) nur noch 13 Pfarreien mit 16 Kirchengemeinden, von denen im Laufe der nächsten Jahrzehnte aber noch einige zusammengelegt werden mussten.

Neuordnung

Im Zuge der kommunalen Gemeindegebietsreform wurden 1972 die Landkreise und einzelnen Kommunen völlig neu geordnet. Deshalb kam es zu Spekulationen, ob die bayerische Landeskirche nicht die kleineren Dekanate ganz auflösen und deren Gebiete den größeren zuteilen würde. Diesbezügliche Befürchtungen in unserer Stadt verstärkten sich noch, als das benachbarte kleine Dekanat Insingen 1973 dem damaligen Trend wirklich zum Opfer fiel und tatsächlich aufgelöst wurde. Dabei kam die Pfarrei Gastenfelden nach 170 Jahren wieder zum hiesigen Dekanat zurück. Weil in den Jahren 1972 bis 1978 aus früher 13 selbständigen Kommunen die heutige Großgemeinde Leutershausen entstanden war, wollte man die evangelischen Christen aller 49 Ortsteile der Stadt in unserem Dekanat vereinigt haben. Deshalb kam es 1979 zur bisher letzten Änderung des Dekanatsgebietes. Die Pfarrei Neunkirchen wurde aus dem Dekanat Ansbach ausgegliedert und wieder dem hiesigen Dekanat zugeschlagen.

Viele der 19 offiziell zum Dekanat gehörigen Kirchengemeinden haben heute keinen eigenen Geistlichen am Ort mehr. Bis Anfang 1999 war aber die Anzahl der Pfarrer im Dekanat Leutershausen im historischen Sinn vorbildlich: Es waren genau zehn Geistliche. Weil die bayerische Landeskirche sparen muss, unterstehen dem jetzigen Dekan nicht mehr neun, sondern nach dem Landesstellenplan nur noch acht Geistliche, was sicher nicht ideal ist und manche Härten verursacht. Aber mit Gottes Hilfe werden wir auch in den nächsten Jahrhunderten hier in Leutershausen immer einen Dekan haben.

»VERBUM DEI MANET IN AETERNUM«
(Aus dem Lateinischen: »Das Wort Gotes aber bleibt in Ewigkeit«)

Claus Broser, Kreisheimatpfleger